Zu einem ungewöhnlichen Thema hatte die Bürgerstiftung am vergangenen Mittwoch in den Jacobussaal eingeladen. „Trauer – ein ungeliebtes Gefühl ?!“ lautete der Titel des Vortrags mit anschließender Diskussion, den Franz Josef Haas, Theologe und Therapeut für Psychotherapie aus Köln, vor den Gästen der Bürgerstiftung hielt. Nach 90 Minuten waren sich der Vortragende und die Zuhörerinnen und Zuhörer einig: dieser Abend hatte sich für alle gelohnt.

Anhand anschaulicher Beispiele führte Haas sein Auditorium durch die unterschiedlichen Phasen des Trauerns und merkte vorab an, dass es sich beim Trauern nicht immer um den Tod eines nahen Angehörigen handeln würde. Verlust von Arbeitsplatz oder Wohnung, Trennung von einem langjährigen Partner, Tod des Haustieres – die Gründe für das Trauern sind so vielschichtig wie das Leben selbst. Und die einzelnen Phasen vom Schock der Konfrontation mit dem Trauerereignis bis hin zur schlussendlichen Akzeptanz liefen, so Haas, bei keinem Trauernden identisch oder linear ab. Ein „Standardschema“ für Trauer könne es nicht geben – und das sei auch gut so. Jeder solle seinen individuellen Weg mit dem Trauerereignis finden.

Die nachfolgende rege Diskussion war von den persönlichen Erfahrungen der Zuhörer mit ihren Traueranlässen geprägt. Häufig fiel der Satz: „Ihre Ausführungen habe ich bei meinem Trauererlebnis genau so nachvollziehen können“ – ein schöner Beweis, wie nah der Referent die Wirklichkeit geschildert hat. Und am Ende stand die gemeinsame Erkenntnis, dass Trauer, Tod und Verlust aus der Tabuzone der Gesellschaft geholt und wieder zurück in die Mitte des Lebens gestellt werden müssen. (-mo)